SCHNELLER JODELN – »HEIMAT DER REKORDE«

By LauraKuchenbecker, 24. Februar 2021

Beim »Jodeln«, dem Singen auf Lautsilben, also ohne Text, ist ein häufiger Wechsel zwischen Kopf- und Bruststimme stilprägend. Diese besondere Art des Singens ist das Markenzeichen von Uschi Bauer, der nach eigenen Angaben »Sängerin mit der fröhlichen Note«. Doch Jodeln ist nicht gleich Jodeln: Bei der Sonderform des Schnelljodelns geht es, wie bereits der Name impliziert, um einen besonders schnellen Wechsel zwischen den beiden unterschiedlichen Stimmen. Dass dieser Wechsel rasend schnell möglich ist, will Renate Remmelt beweisen, besser bekannt unter dem Künstlernamen Uschi Bauer. Mit dem Beweis strebt Uschi den offiziellen Weltrekord an für die »meisten in einer Sekunde gejodelten Töne«.

Warmjodeln für den Weltrekordversuch

Musik begleitet die Künstlerin schon ihr ganzes Leben. Mit 24 Jahren startete die Bühnenkarriere der mittlerweile 70-Jährigen. Mit dem erfolgreichen Weltrekord will sie der Melodie ihres Lebens eine besondere Note geben. Auch abseits der Bühne ist es nie still um Uschi Bauer, wie Ehemann Viktor Remmelt dem Fernsehteam von »Heimat der Rekorde« (BR, D) am 13. Oktober 2020 erzählt, das für den Rekordversuch nach Vilshofen (D) gekommen war. Ausgestrahlt werden soll diese Folge der Sendung am 22. Februar 2021. Selbst auf der Toilette sei Uschi am Singen und Jodeln, plaudert ihr Ehemann aus dem Nähkästchen.

Ob das tägliche Üben erfolgreich war, soll allerdings von den Experten entschieden werden: Rekordrichter Olaf Kuchenbecker war aus Hamburg angereist, um sich persönlich von der Stimmakrobatik der Sängerin zu überzeugen. Dafür jedoch benötigte der Rekordexperte die zusätzliche fachliche Unterstützung von Prof. Dr. Raymond Amman von der Universität Innsbruck (A). Der Musikethnologe erforscht das Jodeln bereits seit 13 Jahren und ist damit der richtige Ansprechpartner zur fachlichen Beurteilung von Uschi Bauers Jodel-Künsten. Dafür benötigt auch der Experte besondere Hilfsmittel:

Prüfung der Töne mit Computer

nach einer ersten Höranalyse der spezifischen Jodeltechnik der Rekordjägerin wird ihr Jodeln aufgenommen, in einem Musikprogramm stark verlangsamt abgespielt und zugleich graphisch in Kurven dargestellt. Nur so kann eindeutig entschieden werden, ob Uschi Bauer schneller jodelt als Peter Hinnen, der Rekordhalter von 1992, der seinerzeit 22 Töne pro Sekunde von sich gab. Diese Zahl war der Ansporn für Uschi Bauer – immer und immer wieder sang sie zu seiner Aufnahme, bis sie sicher war, mindestens genauso schnell zu sein wie Peter Hinnen. Nachdem sie Professor Amman eine Probe ihrer Technik im Normaltempo gegeben hat, beginnt Uschi Bauer ihre Stimme zu ölen und stimmt ein fröhliches Lied an. Dann stoppt die Musik – es wird ernst. Ehemann Viktor Remmelt und Entertainer Maximilian Arland sind zur mentalen Unterstützung gekommen und drücken ganz fest ihre Daumen. Erst langsam, dann immer schneller jodelt die Rekordaspirantin los, bis die Töne schließlich rekordverdächtig schnell erklingen. Hat es für den Rekord gereicht? Mit bloßem Gehör lässt sich das nicht sagen. Nachdem die am schnellsten gesungene Passage herausgesucht wurde, lauschen Amman und Kuchenbecker konzentriert den verlangsamten Klängen, die in dieser Geschwindigkeit beinahe grotesk verzerrt klingen.

Analyse der Jodelkurve im Computer – wird der Weltrekord bestätigt?

Erst der Blick auf die grafische Darstellung der Töne liefert ein eindeutiges Ergebnis. Erkennbar sind Gruppen von drei Tönen, die sich immer wiederholen. Ganze acht Mal hat Uschi Bauer dieses Muster in der Sekunde gesungen. Das bringt in der Summe 24 Töne, zwei mehr als der vorherige Weltrekord. Olaf Kuchenbecker macht es offiziell und überreicht Uschi Bauer ihre Rekordurkunde. Mit 24 Tönen in einer Sekunde sang sie offiziell die »meisten in einer Sekunde gejodelten Töne«. Damit ist Renate Remmelt alias Uschi Bauer die erste und bisher einzige Frau, die in dieser Kategorie einen Weltrekord erzielte.