Einwatten, fertig, los! Nach vier Jahren Pause ging es in Brunsbüttel (D) kurz vor der Elbmündung endlich wieder um den »schmutzigen Sport für eine saubere Sache«. Bei der 14. »Wattolümpiade Brunsbüttel« folgten am Samstag, dem 24. Juli 2022 viele motivierte Wattleten dem Ruf des Schlamms, um sich in verschiedenen Wattkämpfen zu messen. Nach dem Watt-Gottesdienst und dem Einmarsch der Wattleten über den Deich hatte der organisierende »Wattikan« einen Watt-Rekordversuch im Angebot. Dabei wollten die Schlicksportler gemeinsam den Weltrekord für die »größte Watt-Polonaise« erzielen.
Bevor es so richtig schlammig zur Sache ging, wurde die Veranstaltung romantisch eingeläutet. Im – noch weißen – Brautkleid und schicken Anzug ließ sich ein junges Brautpaar auf der Bühne der Wattarena vor dem großen fröhlichen Publikum von Pastor Eddy Huhn vermählen. Den frisch Verheirateten wurde als erste Handlung ihrer Ehe eine ganz besondere wichtige Aufgabe zuteil: sie durften die Polonaise durch das Watt anführen. Schritt für Schritt und im Takt der Musik tänzelten die Wattleten durch den Schlick »bis hinter Wuppertal«.
Vorher jedoch mussten sie sich regelgerecht »einwatten«, mit der Folge, dass Brautkleid, weißes Hemd und die sehr ausgefallenen Kostüme der Wattleten bis zur Unkenntlichkeit mit gräulichem Schlamm bedeckt wurden. Mindestens 150 Personen waren vom RID für eine solche Polonaise gefordert, die mit den Händen auf den Schultern des jeweiligen Vordermannes, oder der Vorderfrau hintereinanderher tänzeln, und dabei eine lückenlose Reihe bilden mussten. Seit 2004 sammelt die Wattolümpiade Spenden für die Initiative »Stark gegen Krebs«, die regionale Projekte für Krebsbetroffene unterstützt und organsiert. Daher geht es dort nicht nur um sportliche Wattkämpfe und persönlichen Spaß, sondern vor allem um das Teamgefühl und den guten Zweck. Dafür treten die Teams gegeneinander an in Disziplinen wie Wattfußball, Watthandball, Wolliball, Schlickschlittenfahren und Aal-Staffellauf. Auch das beliebte Deich-Yoga stand 2022 wieder auf dem Plan.
Zur Prüfung des Weltrekordversuches war RID-Rekordrichter Olaf Kuchenbecker an die Elbmündung gekommen. Hier galt es für ihn die Wattleten zu zählen, den Wattierungs-Stand ihrer Kleidung zu bewerten und die Polonaise auf Lücken zu prüfen. Bis all dies regelgerecht passte, ließ Kuchenbecker die Teilnehmenden dreimal »bis hinter Wuppertal« laufen. Doch waren es genug für einen Weltrekord?Auch Olaf Kuchenbecker konnte sich nicht vor dem allgegenwärtigen Elbschlick retten und wurde von motivierten Wattleten beim Umarmen »wattiert«. Dennoch behielt er den Überblick und verkündete das Endergebnis: Insgesamt 206 Personen nahmen bei der 14. Wattolümpiade an der offiziell »größten Watt-Polonaise« teil und erzielten den neuen RID-Weltrekord.
Stellvertretend für alle frischgebackenen Rekordhalter und Halterinnen zeichnete Kuchenbecker Wattkampfleiter Oliver Kumbarztky mit einer RID-Rekordurkunde aus, worauf die Ergebnisverkündung ordentlich gefeiert wurde – mit noch mehr Schlamm, Schlick und Watt.Fotos: RID/ Johanna Reumann (5); Drohnen-Fotos: Karsten Schröder/ Westküsten-News (2)