Der Naturpark Weißensee in Kärnten (A) zieht mit seinem szenischen Anblick jährlich viele Besuchende an. Speziell Wintersportbegeisterte kommen in der verschneiten Bergkulisse und dem verlässlich zufrierenden See auf ihre Kosten. Ob auf Ski oder Schlittschuhen – das Gebiet hat für alle etwas zu bieten.
Die beiden Rekordjäger, die sich vom 20. – 22. Februar 2024 am Weißensee einfanden, wollten ihre Weltrekordversuche allerdings »unter dem Eis« wagen – beim Apnoe-Tauchen im eiskalten Wasser. Ebenfalls angereist war RID-Rekordrichter Olaf Kuchenbecker, der die Versuche prüfen und die neuen Bestleistungen im Erfolgsfall zertifizieren wollte. In diesem Fall wollte Kuchenbecker die Rekordler direkt vor Ort mit RID-Rekordurkunden auszeichnen.
Michael C. Donaldson und Markus A. Rogan versuchten sich im Laufe ihrer Woche an gleich fünf Weltrekordversuchen im Apnoe-Tauchen unter Eis. Dabei geht es vor allem um Körperbeherrschung, Fitness und Zielstrebigkeit. Denn unter einer geschlossenen Eisdecke zu tauchen setzt den jeweiligen Aspiranten auch psychisch gewaltig unter Druck. Daher gelten bei derartigen Rekordversuchen hohe Sicherheitsstandards.
So ist beispielsweise die Begleitung von Sicherheitstauchern obligatorisch sowie eine unter Wasser fest installierte Führungsleine sowie in regelmäßigen Abständen Notfalllöcher im Eis. Da diese Löcher dem Eis auf Dauer die Stabilität nehmen, wurden die Löcher für die einzelnen Rekordversuche und -Strecken jeden Morgen erst direkt vor dem eigentlichen Versuch neu mit Kettensägen in die Eisdecke geschnitten. Insofern maß Rekordrichter Kuchenbecker die Strecken nach dem Schneiden immer wieder neu ab.
Die äußeren Rahmenbedingungen waren somit für beide Taucher identisch, die Bestmarken knackten sie aber aus unterschiedlicher Motivation heraus. Der 85-jährige Medienanwalt Michael Donaldson war bereits beim Apnoe-Weltrekord 2023 als Begleitung für seinen Trainer dabei, jetzt trat der US-Amerikaner selbst an. Damit möchte der Senior-Rekordjäger anderen Menschen als Vorbild dienen und beweisen, dass sportliche Bestleistungen auch in seinem Alter keine Seltenheit sind. Ein sportlich aktives Leben sei jederzeit möglich, gab er zu Protokoll.Für Donaldson rief das RID neue Rekordkategorien der Altersklasse über 80 Jahre ins Leben. Die dafür zu erbringenden Mindestanforderungen basierten auf den Weltrekorden der Herren, wurden jedoch an die altersbedingt geringere Leistungsfähigkeit angepasst. Gleich vier Mal war Michael Donaldson in seiner Altersklasse erfolgreich und wurde von Rekordrichter Kuchenbecker mit RID-Urkunden ausgezeichnet:
Rekordaspirant Markus Rogan blickt auf eine erfolgreiche Karriere als Leistungsschwimmer zurück und holte 2004 Olympisches Silber für Österreich. Der 1996 in die USA ausgewanderte Österreicher fand im Eistauchen eine neue Herausforderung und kann seiner Weltrekordliste so auch nach der Karriere als Schwimmer weitere Titel hinzufügen. Mit Michael Donaldson verbindet ihn eine enge Freundschaft, zudem trainiert er den Senior-Rekordhalter. Und doch trat er zu seinem eigenem Weltrekordversuch an.
Nämlich für die »weiteste ohne Flossen unter Eis getauchte Strecke ohne Neoprenanzug (Herren)«. Die Bestmarke wurde erst kurz vor diesem Event vom Schweizer Taucher Peter Colat auf 106,25 Meter geschraubt. Am 21. Februar 2024 verbesserte wiederum Markus Rogan den Weltrekord dieser Kategorie auf 111,2 Meter. Überglücklich nahm er im Gemeindeamt von Weißensee seine Weltrekordurkunde von Olaf Kuchenbecker entgegen.
Das Streben nach Bestmarken sowie die starke Motivation, die eigenen Fähigkeiten jederzeit übertreffen zu können, sind Eigenschaften, die alle Weltrekordhaltenden vereint. Ebenso der Stolz und die Freude über ihre anerkannten und offiziell zertifizierten Weltrekorde.Fotos unter Wasser: Philipp Leister