Wolfgang Kirsch ist 71 Jahre alt, wohnt in Berlin (D) und ist ehemaliger Postbeamter. Als Tattoo-Model »Magneto« hat Wolfgang schwarz gefärbte Augäpfeln, 86 Tätowierungen und 17 Implantate unter der Haut, von denen einige magnetisch sind. Vor allem aber ist Wolfgang Kirsch alias »Magneto« – Rekordhalter als »meisttätowierter Mann Deutschlands«.
Bis zum 50. Lebensjahr führte Wolfgang Kirsch ein eher spießiges Leben. Als Postbeamter in der DDR durfte er keine Tätowierungen tragen, sondern sollte möglichst unauffällig aussehen. Doch schon damals hatte er den Drang anders zu sein. Er begann mit kleinen Veränderungen, färbte sich die Haare und ließ sich Piercings stechen. Nach dem Mauerfall traf Kirsch eine Entscheidung. Raus aus seinem alten Leben, wollte er endlich der Mann sein, der er schon lange sein wollte. Seine Entscheidung war radikal und ging im wahrsten Wortsinn unter die Haut: 50-jährig ließ sich Wolfgang nach Vorbild eines damaligen Freundes das Gesicht tätowieren. Ein gewagter Schritt, denn im Gegensatz zu Tätowierungen an Armen oder Beinen lässt sich das Gesicht nicht verstecken. Doch Kirsch hat seine Entscheidung nie bereut, stattdessen folgten weitere Tattoos und Körpermodifikationen.
Zum Künstlernamen »Magneto« kam er durch magnetische Implantate in Fingern und Hals, mit denen er Büroklammern und andere Metallteile anzieht. Ob er andere Menschen ebenso anzieht kommt ganz auf das Umfeld an. Während der Berliner auf der Straße oft erstaunte oder geschockte Blicke erntet, zieht er auf Tattoo Conventions in aller Welt bewundernde Blicke auf sich. Sein Körper ist von insgesamt 86 Tätowierungen bedeckt, darunter auch die Augäpfel. Nur »Magnetos« Fußsohlen sind noch ungefärbt. Insgesamt 720 Stunden verbrachte Kirsch mit 240 Tätowier-Sitzungen und opferte in der Summe 25.000 EUR für seinen Körperschmuck.
Dieser besondere Körpereinsatz sollte honoriert werden. Am 12. November 2019 kam RID-Rekordrichter Olaf Kuchenbecker mit einem Fernsehteam von »Heimat der Rekorde« (RBB, D) nach Berlin (D). Dort traf er »Magneto« in seinem Lieblingsstudio dem »Tattoostudio EdelSchmerz«, wo er sich vor laufender Kamera ein weiteres Tattoo stechen ließ, einen schwarzen Strich, der von der Stirn über die Nase läuft. Erst danach nahm Rekordrichter Olaf Kuchenbecker die Haut des Berliners genauestens unter die Lupe. Mit prüfendem Blick betrachtete er die Kunstwerke und untersuchte auch die Lücken zwischen den Motiven. Und siehe da: mit ca. 98% tätowierter Körperoberfläche ist »Magneto« alias Wolfgang Kirsch sogar der weltweit »meisttätowierte Mann (Ü70)« und erhielt noch an Ort und Stelle seine offizielle RID-Rekordurkunde.
Ob »Magneto« sich zukünftig weiter tätowieren lässt, weiß er aktuell noch nicht. Wir sind jedenfalls gespannt, ob, wie und wann er sein ganz persönliches Kunstwerk fortführen wird.
Fotos: Johanna Reumann