Seit 1972 hat der Ort Aham (D) in Bayern einen eigenen Stocksport-Verein, den »ESC Aham«. Um dessen 50-jähriges Bestehen gebührend zu feiern, stellten die Stockschützen um Vereinsvorstand Martin Nadler einen Weltrekordversuch auf die Beine. Am 13./14. August 2022 wollten sie ihrem Sport länger als 40 Stunden am Stück nachgehen und den Weltrekord für das »längste Stockschießen« verbessern. Austragungsort war natürlich die vereinseigene Stockhalle.
Stocksport, bzw. Stockschießen ist vor allem im Alpenraum verbreitet und hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Curling. Es ist eine Präzisionssportart, die ursprünglich auf Eis gespielt wurde, aber auch auf anderen Untergründen wie Beton oder Asphalt ausgeübt wird. Dabei versuchen zwei Mannschaften aus je vier Spielern und einem Auswechselspieler, die Stöcke von der Abspielstelle aus möglichst nahe an die Daube zu schießen – dem Ziel. Die Stöcke werden auf der so genannten Laufsohle über den Untergrund geschlittert und werden beim Wurf am Stiel gehalten. Ein Spiel dauert 15 – 20 Minuten und besteht aus mehreren Durchgängen, wobei auch die Schießrichtung gewechselt wird.
Beim Marathon-Rekordversuch muss nach einem beendeten Spiel sofort das nächste begonnen werden. Pausen werden nur nach einer strengen Regelung genommen: Nach 60 Minuten Aktivität ergeben sich 5 Minuten Pausenanspruch. Vorbereitet hatten sich die Stockschützen in einem 30-stündigen Probelauf. Erst danach wurden die zehn Vereinsmitglieder festgelegt, die die ultimative sportliche Herausforderung angehen sollten.
Mit Pfiff des Schiedsrichters startete am 13. August 2022 der Weltrekordversuch um exakt fünf Uhr morgens. Um den seit 2017 bestehenden Weltrekord für das »längste Stockschießen« von 40 Stunden 5 Minuten 43 Sekunden eindeutig zu überbieten, hatte das RID eine Mindest-Spieldauer von 40 Stunden 10 Minuten vorgegeben. Alle waren motiviert, doch je später – desto anstrengender! Bei jedem Spiel laufen die Stockschützen die 25 Meter lange Bahn hin und her – am Ende wird jeder gut 40 km gelaufen sein. Zudem sind die Stöcke knapp 4 Kilogramm schwer. Besonders in den frühen Morgenstunden wurde es zäh, aber alle hielten durch. Besonders die Besuche von Familie und Freunden motivierten zum Weitermachen. Am Nachmittag des 14. August reiste RID-Rekordrichterin Laura Kuchenbecker an, um die restlichen Stunden des Weltrekordversuches vor Ort zu begleiten.Inzwischen war allen Teilnehmenden die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Immer länger dauerten die einzelnen Spiele, die Beine hatten kaum noch Kraft. Dennoch großer Jubel, als um 21:10 Uhr die Mindestzeit erreicht ist, erste Freudentränen fließen.
Ab jetzt bauten die Rekord-Athleten »ihren« Weltrekord noch weiter aus. Zwei letzte Spiele, dann der Abpfiff. Nach exakt 40 Stunden 52 Minuten 16 Sekunden! Mit dieser Zeit zertifizierte Rekordrichterin Kuchenbecker den neuen Weltrekord für das »längste Stockschießen«.Stellvertretend für alle Stockschützen nahm Martin Nadler die RID-Rekordurkunde entgegen. Nun konnte gefeiert werden und die Strapazen der letzten Stunden waren unter dem Jubel der Anwesenden bald vergessen. Übrigens: Bei ihrem Dauer-Stockschießen absolvierten die 10 Rekordler insgesamt 136 Spiele mit einem Endergebnis von 92 zu 180 Punkten.